EINBLICKE
Filmstill Akt I, Einzelperson im Gespräch mit dem Rassismus selbst
Filmstill Akt II, Generationengespräch zwischen Arathy und ihrem Vater
Filmstill Akt III, Gruppengespräch
von Arathy Pathmanathan
Gewinnerin des Förderpreises 2020
Als Person of Color in einer weissen Mehrheitsgesellschaft sehe ich mich oft Vorurteilen und Zuschreibungen ausgesetzt. Mein Interesse gilt den verschiedenen Gesichtern von Rassismus. Diese versuche ich aufzudecken, indem ich auch den subtilen Rassismus, der vor allem in meinem unmittelbaren Umfeld reproduziert wird, einbeziehe. Ich stelle fest, dass bereits die geringste Möglichkeit als rassistisch etikettiert zu werden, eine vehemente Abwehrhaltung provoziert. Es wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass systemimmanente Werte und Anschauungen längst überwunden sind. Dabei wird übersehen, dass wir in rassistischen Strukturen sozialisiert wurden. Die entstandene Arbeit Let’s talk about race ist mein Versuch, Worte für ein Phänomen zu finden, welches sich schwer in Worte fassen lässt. Es ist der Versuch sichtbar zu machen und zu demontieren. Ich widme die geführte Auseinandersetzung all jenen, die glauben, nicht rassistisch zu sein.
Begründung der Auswahl
In Let’s talk about race gelingt es Arathy, die BIPOC (Black / Indigenous / People of Color) nicht als Objekte einer filmischen Auseinandersetzung, sondern als Subjekte ihrer eigenen Repräsentation darzustellen. Die aufwändige Studioinszenierung und die Gestaltung der Installation sind thematisch präzise durchdacht und sensibel umgesetzt. Die drei Teile – bestehend aus Einzelportraits, Generationen-Gespräch und Gruppendiskussion – erproben unterschiedliche Zugänge zum Thema Rassismus und können einzeln betrachtet werden oder als ganzer Film. Arathy kann das Publikum nicht nur informieren und emotional bewegen, sondern auch anregen, zu reflektieren und die eigenen Werte zu hinterfragen. Mit dieser Arbeit leistet sie einen wichtigen gesellschaftskritischen Beitrag, indem sie die unterschiedlichen Ebenen Individuum, Minderheit und Gesamtgesellschaft sowie deren Verknüpfungen aufzeigt. Die Arbeit könnte und sollte in Institutionen eingesetzt werden – zur Sensibilisierung für rassistische Muster in der eigenen Umgebung und als Einstieg in eine Reflexion über die soziale Konstruktion und den normativen Anspruch des Weissseins.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2020 in der BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
Installations-Gesamtansicht
Auftrag zu Beginn der Installation
Kreiszeichner
Mechanismen werden betrieben
Interviewvideos werden angesehen
von Jennifer Kos
Nominiert für den Förderpreis 2020
ADHS. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Vielen bekannt – von den wenigsten verstanden. Die Hintergründe und Symptome kennt fast niemand. Sogleich haben die meisten das Bild vom Zappelphilipp vor Augen. Der extrovertierte Junge, der nicht stillsitzen und keinerlei Konzentration halten kann. Doch ADHS ist unabhängig von Alter, Geschlecht sowie Gesellschaftsschicht. Hyperaktivität ist nicht unbedingt gegeben, Aufmerksamkeit kann sehr wohl gehalten werden. Die Arbeit overflow zeigte einen Teilaspekt dieser höchst spannenden und nicht nur mit Problemen einhergehenden Persönlichkeitseigenschaft auf. Anhand der Thematik der «lösungsorientierten Aufgabenstellung», kann die Art einer ADHS betroffenen Person gut aufgezeigt werden. Wie wird in dieser Situation vorgegangen, was sind die Gedanken- und Handlungsabläufe, wird eine Lösung erzielt und wenn ja, wie? In einer Installation wird mit einem einfachen Auftrag das Verhalten der Ausstellungsbesuchenden auf die Probe und dem einer ADHS-Betroffenen Person gegenübergestellt.
Begründung der Auswahl
In overflow gelingt es Jennifer, Personen, die nicht von ADHS betroffen sind, das Thema näher zu bringen. Anhand der Thematik der «lösungsorientierten Aufgabenstellung» wird das Vorgehen einer ADHS betroffenen Person aufgezeigt. Die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher können verschiedene kinetische Objekte testen und merken erst im Verlauf des Herumspielens und Probierens, dass sie selbst zum Verhalten einer von ADHS betroffen Person «verführt» werden. Zentral sind die Elemente der Ablenkung und der Ideenoptionen – ein überfliessender Reichtum an Möglichkeiten. Videointerviews, die mit ADHS-Betroffenen geführt wurden, tragen als brückenschlagendes Element zwischen dem Thema und den Mechanismen zum näheren Verständnis und zur Nachvollzieh- bzw. Nachempfindbarkeit bei. Die Art und Weise, wie die Problematik von Menschen mit ADHS über eine künstlerische Installation vermittelt wird, ist neu und einzigartig.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2020 in der BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
→ Video zur Arbeit
→ Dokumentation mit Detailfotos, Video und mehr Informationen
von Kristina Loncar
Nominiert für den Förderpreis 2020
Die Installation Lorem ipsum (Titel in Bearbeitung) zeigt massenhaft hergestellte keramische Objekte in einem Raum. Die Inszenierung dieser Objekte setzt diese untereinander in eine Beziehung. […] Ich befasse mich mit dem Spannungsfeld zwischen industrieller und künstlerischer Produktion, Auftragsarbeit und unabhängigem Schaffen. […] Meine Arbeit rückt einerseits alltägliche Szenen zwischen Akteuren ins Licht, anderseits visualisiert sie auch den seriellen Produktionsprozess von Objekten. [...] Bei den Objekten handelt es sich um ungefähr 30 cm grosse Pinguine aus Porzellan. [...] Die Installation ist raumfüllend. [...] Durch ein manuelles Herstellungsverfahren (Schlickerguss) werden die Pinguine einzeln hergestellt. [...] Obwohl sie alle gleichen Ursprungs sind, unterscheiden sie sich visuell. [...] Die Auseinandersetzung mit den visuellen Unterschieden bei manueller Produktion im Gegensatz zur industriellen Produktion ist ein weiterer Kernpunkt meiner gestalterischen Auseinandersetzung. Das Ziel meiner Arbeit ist nicht, die harten Umstände, unter denen bis heute Industriegüter hergestellt werden, zu idealisieren. Vielmehr möchte ich die dahinterliegenden Prozesse aufzeigen.
Begründung der Auswahl
In Lorem ipsum (Titel in Bearbeitung) untersucht Kristina die Bedingungen, unter denen heute mit den Mitteln eines Kunstwerks eine Aussage gemacht werden können. Sie möchte ihre Werthaltung und ihre gesellschaftlichen Beobachtungen im Werk zum Ausdruck bringen, und fragt sich, unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist. Kristina richtet den Blick über das eigentliche Werk hinaus auf die Produktions- und Ausstellungsbedingungen von Kunst. Dabei wird das materielle künstlerische Werk selbst zunehmend zu einem blossen Platzhalter: ein «Ready Made» einer hundertfach vervielfältigten Pinguinfigur, die nicht an sich aussagekräftig wird, sondern nur unter den besonderen Herstellungsbedingungen einer mühsamen manuellen Imitation industrieller Produktion. Das Werk macht letztlich das Scheitern individueller, künstlerischer Produktion angesichts der Übermacht und Perfektion der industriellen Produktionsmittel sichtbar. Die Installation ist nicht leicht zugänglich. Die subtile Kritik an der gängigen Kunst- und Warenproduktion drängt sich nicht auf. Doch besticht die Arbeit durch ihre gewitzte Intelligenz, die sich erst durch längeres Hinschauen erschliesst.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2020 in der BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
→ Video zur Arbeit
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Auszeichnung
von Arathy Pathmanathan
Gewinnerin des Förderpreises 2020
Filmstill Akt I, Einzelperson im Gespräch mit dem Rassismus selbst
Filmstill Akt II, Generationengespräch zwischen Arathy und ihrem Vater
Filmstill Akt III, Gruppengespräch
Als Person of Color in einer weissen Mehrheitsgesellschaft sehe ich mich oft Vorurteilen und Zuschreibungen ausgesetzt. Mein Interesse gilt den verschiedenen Gesichtern von Rassismus. Diese versuche ich aufzudecken, indem ich auch den subtilen Rassismus, der vor allem in meinem unmittelbaren Umfeld reproduziert wird, einbeziehe. Ich stelle fest, dass bereits die geringste Möglichkeit als rassistisch etikettiert zu werden, eine vehemente Abwehrhaltung provoziert. Es wird selbstverständlich davon ausgegangen, dass systemimmanente Werte und Anschauungen längst überwunden sind. Dabei wird übersehen, dass wir in rassistischen Strukturen sozialisiert wurden. Die entstandene Arbeit Let’s talk about race ist mein Versuch, Worte für ein Phänomen zu finden, welches sich schwer in Worte fassen lässt. Es ist der Versuch sichtbar zu machen und zu demontieren. Ich widme die geführte Auseinandersetzung all jenen, die glauben, nicht rassistisch zu sein.
Begründung der Auswahl
In Let’s talk about race gelingt es Arathy, die BIPOC (Black / Indigenous / People of Color) nicht als Objekte einer filmischen Auseinandersetzung, sondern als Subjekte ihrer eigenen Repräsentation darzustellen. Die aufwändige Studioinszenierung und die Gestaltung der Installation sind thematisch präzise durchdacht und sensibel umgesetzt. Die drei Teile – bestehend aus Einzelportraits, Generationen-Gespräch und Gruppendiskussion – erproben unterschiedliche Zugänge zum Thema Rassismus und können einzeln betrachtet werden oder als ganzer Film. Arathy kann das Publikum nicht nur informieren und emotional bewegen, sondern auch anregen, zu reflektieren und die eigenen Werte zu hinterfragen. Mit dieser Arbeit leistet sie einen wichtigen gesellschaftskritischen Beitrag, indem sie die unterschiedlichen Ebenen Individuum, Minderheit und Gesamtgesellschaft sowie deren Verknüpfungen aufzeigt. Die Arbeit könnte und sollte in Institutionen eingesetzt werden – zur Sensibilisierung für rassistische Muster in der eigenen Umgebung und als Einstieg in eine Reflexion über die soziale Konstruktion und den normativen Anspruch des Weissseins.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2020 in der BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
→ Link zu den Videos
von Jennifer Kos
Nominiert für den Förderpreis 2020
Installations-Gesamtansicht
Auftrag zu Beginn der Installation
Kreiszeichner
Mechanismen werden betrieben
Interviewvideos werden angesehen
ADHS. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Vielen bekannt – von den wenigsten verstanden. Die Hintergründe und Symptome kennt fast niemand. Sogleich haben die meisten das Bild vom Zappelphilipp vor Augen. Der extrovertierte Junge, der nicht stillsitzen und keinerlei Konzentration halten kann. Doch ADHS ist unabhängig von Alter, Geschlecht sowie Gesellschaftsschicht. Hyperaktivität ist nicht unbedingt gegeben, Aufmerksamkeit kann sehr wohl gehalten werden. Die Arbeit overflow zeigte einen Teilaspekt dieser höchst spannenden und nicht nur mit Problemen einhergehenden Persönlichkeitseigenschaft auf. Anhand der Thematik der «lösungsorientierten Aufgabenstellung», kann die Art einer ADHS betroffenen Person gut aufgezeigt werden. Wie wird in dieser Situation vorgegangen, was sind die Gedanken- und Handlungsabläufe, wird eine Lösung erzielt und wenn ja, wie? In einer Installation wird mit einem einfachen Auftrag das Verhalten der Ausstellungsbesuchenden auf die Probe und dem einer ADHS-Betroffenen Person gegenübergestellt.
Begründung der Auswahl
In overflow gelingt es Jennifer, Personen, die nicht von ADHS betroffen sind, das Thema näher zu bringen. Anhand der Thematik der «lösungsorientierten Aufgabenstellung» wird das Vorgehen einer ADHS betroffenen Person aufgezeigt. Die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher können verschiedene kinetische Objekte testen und merken erst im Verlauf des Herumspielens und Probierens, dass sie selbst zum Verhalten einer von ADHS betroffen Person «verführt» werden. Zentral sind die Elemente der Ablenkung und der Ideenoptionen – ein überfliessender Reichtum an Möglichkeiten. Videointerviews, die mit ADHS-Betroffenen geführt wurden, tragen als brückenschlagendes Element zwischen dem Thema und den Mechanismen zum näheren Verständnis und zur Nachvollzieh- bzw. Nachempfindbarkeit bei. Die Art und Weise, wie die Problematik von Menschen mit ADHS über eine künstlerische Installation vermittelt wird, ist neu und einzigartig.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2020 in der BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
→ Video zur Arbeit
→ Dokumentation mit Detailfotos, Video und mehr Informationen
von Kristina Loncar
Nominiert für den Förderpreis 2020
Die Installation Lorem ipsum (Titel in Bearbeitung) zeigt massenhaft hergestellte keramische Objekte in einem Raum. Die Inszenierung dieser Objekte setzt diese untereinander in eine Beziehung. […] Ich befasse mich mit dem Spannungsfeld zwischen industrieller und künstlerischer Produktion, Auftragsarbeit und unabhängigem Schaffen. […] Meine Arbeit rückt einerseits alltägliche Szenen zwischen Akteuren ins Licht, anderseits visualisiert sie auch den seriellen Produktionsprozess von Objekten. [...] Bei den Objekten handelt es sich um ungefähr 30 cm grosse Pinguine aus Porzellan. [...] Die Installation ist raumfüllend. [...] Durch ein manuelles Herstellungsverfahren (Schlickerguss) werden die Pinguine einzeln hergestellt. [...] Obwohl sie alle gleichen Ursprungs sind, unterscheiden sie sich visuell. [...] Die Auseinandersetzung mit den visuellen Unterschieden bei manueller Produktion im Gegensatz zur industriellen Produktion ist ein weiterer Kernpunkt meiner gestalterischen Auseinandersetzung. Das Ziel meiner Arbeit ist nicht, die harten Umstände, unter denen bis heute Industriegüter hergestellt werden, zu idealisieren. Vielmehr möchte ich die dahinterliegenden Prozesse aufzeigen.
Begründung der Auswahl
In Lorem ipsum (Titel in Bearbeitung) untersucht Kristina die Bedingungen, unter denen heute mit den Mitteln eines Kunstwerks eine Aussage gemacht werden können. Sie möchte ihre Werthaltung und ihre gesellschaftlichen Beobachtungen im Werk zum Ausdruck bringen, und fragt sich, unter welchen Voraussetzungen dies möglich ist. Kristina richtet den Blick über das eigentliche Werk hinaus auf die Produktions- und Ausstellungsbedingungen von Kunst. Dabei wird das materielle künstlerische Werk selbst zunehmend zu einem blossen Platzhalter: ein «Ready Made» einer hundertfach vervielfältigten Pinguinfigur, die nicht an sich aussagekräftig wird, sondern nur unter den besonderen Herstellungsbedingungen einer mühsamen manuellen Imitation industrieller Produktion. Das Werk macht letztlich das Scheitern individueller, künstlerischer Produktion angesichts der Übermacht und Perfektion der industriellen Produktionsmittel sichtbar. Die Installation ist nicht leicht zugänglich. Die subtile Kritik an der gängigen Kunst- und Warenproduktion drängt sich nicht auf. Doch besticht die Arbeit durch ihre gewitzte Intelligenz, die sich erst durch längeres Hinschauen erschliesst.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2020 in der BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
→ Video zur Arbeit
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