EINBLICKE
von Kishana Herrle
Gewinnerin des Förderpreises 2021
Charlotte Schmid (17. Januar 1932 – 26. September 2018) war eine Schweizer Grafikerin, Designerin und Künstlerin. In MAY THE ANGELS wird ihre künstlerische Biografie performativ erforscht und interpretiert. Im Austausch mit Freund:innen und Familienangehörigen wurde ein Prozess in Gang gesetzt mit dem Ziel, unbekannte Malereien von Charlotte Schmid zu veröffentlichen. Die Auseinandersetzung mit dem Raum- und Beziehungsnetz rund um Charlotte Schmid und der damit verbundene künstlerische Prozess werden in der Video-Installation MAY THE ANGELS dokumentiert und erlebbar. Entstanden ist ein fiktiver Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, welcher aus unterschiedlichen Perspektiven das Leben der Künstlerin beleuchtet. Das Publikum wird aufgefordert, die einzelnen Fragmente zu einem Gesamtbild zu fügen.
Begründung der Auswahl
In der Mehrkanal-Videoinstallation MAY THE ANGELS reist Kishana Herrle performativ in die Wirkungszeit ihres Idols Charlotte Schmid und führt mit ihr einen fiktiven Dialog. Beeindruckt von Schmids Interventionen im Stadtraum – aber auch im internationalen Kultursektor – geht Kishana Herrle der Frage nach, weshalb diese erfolgreiche und charismatische Persönlichkeit in Vergessenheit gerät. Mit bemerkenswertem Engagement werden biografische Elemente der Künstlerin performativ erfasst und in filmischen Interpretationen re-inszeniert. Aus Gesprächen mit Personen aus Schmids Familie, ihrem Bekannten- und Freundeskreis ist ein respektvolles Big Picture einer schillernden und emanzipierten Künstlerin entstanden. Es gelingt Kishana Herrle durch ihre beeindruckende Fähigkeit, Menschen unvoreingenommen und emphatisch zu begegnen, einen Würdigungs- und Reputationsprozess in Gang zu setzen, welcher weit über die Diplomarbeit hinauswächst. So haben Workshops zu Charlotte Schmid stattgefunden mit dem Ziel, deren zu Lebzeiten wenig beachtete Malereien auszustellen. Auch wird in Kishana Herrles Umfeld die Wiedereinführung Charlotte Schmids legendärer Maskenbälle diskutiert. Kishana Herrle führt mit ihrer Abschlussarbeit auf beindruckende Weise vor, wie Art Education funktionieren kann und welche überraschenden Nischen zu besetzen sind.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2021 in der → BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
von Yaiza Cabrera und Moritz Brill
Nominiert für den Förderpreis 2021
«miniattitüden» sind analoge und digitale Sticker. Sie sind Träger gesellschaftlich relevanter Themen und sollen einen aktuellen Dialog provozieren. Geleitet durch die Überzeugung, dass die Gesellschaft noch lange nicht am Ende der Diskussionen über Geschlechterrollen und sexuelle Identität angelangt ist, eröffnet «miniattitüden» ein Forum zum Austausch unterschiedlicher Perspektiven und gleichzeitig die Möglichkeit, eigene Sichtweisen zu erweitern. Spritzig, witzig und bitterernst bringen Sticker und Website die Anliegen der Autor:innen zum Ausdruck und verführen zum Gespräch über Fotzen und Kinderkriegen und Homosexualität. Die Website → www.miniattitueden.ch führt zu den Stickern. Mit einem Klick auf den Sticker werden Kommentare verschiedener Menschen zu dem jeweiligen Sticker-Thema hörbar.
Begründung der Auswahl
Empört und motiviert beschäftigen sich Yaiza Cabrera und Moritz Brill in ihrer Diplomarbeit mit sexueller Identität und starren Geschlechterrollen. Mit Betroffenheit und leidenschaftlichem Engagement fordern sie Familienangehörige, Freund:innen und Bekannte, Mitstudierende und Dozierende zu einem offenen Dialog. Entstanden sind eine Serie Triggersticker und die Website → www.miniattitueden.ch Die illustrierten, humorvoll provozierenden Sticker sind inspiriert vom Bilderkosmos der Stereotypen. Gefundenes Bildmaterial wird instrumentalisiert und uminterpretiert. Eine Reihe von Stickern stellt Fragen zu Triggerthemen wie etwa: «Ist Kinderkriegen ein Egoprojekt?» Die Arbeit wurde konsequent dialogisch entwickelt, was sich in den aufgezeichneten Gesprächen manifestiert. Im Rahmen von Unterhaltungen wurden Statements einzelner Personen aufgezeichnet und in der Postproduktion zu fiktiven Debatten zusammengeführt. Es ist Yaiza Cabrera und Moritz Brill eine wunderbar verdichtete (Vermittlungs-)Arbeit gelungen, die durch den lustvollen, niederschwelligen Zugang das Reflektieren komplexer Themen anregt. Es ist ein Zeitzeugnis entstanden, in welchem Intimitäten und Perspektiven direkt und emotional aufeinandertreffen.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2021 in der → BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
von Laura Antonietta Stiefel
Nominiert für den Förderpreis 2021
Die Arbeit mit dem Titel Bildwirkerei steht als Collage für Erlebnisse im Jahr 2020. Entstanden ist ein subjektiver Blick auf die Welt in Zeiten der Pandemie, geduldig verarbeitet, Bild um Bild. Der grossformatige Wand-Teppich entstand ausgehend vom mehrphasigen digitalen Entwurf in einer aufwendigen, traditionellen Technik mit einer Stanznadel. Das Resultat ist gleichzeitig eine Sammlung, ein Bild, eine Landschaft, ein lauter und kontrastreicher Teppich und eine emotionale Chronologie von Eindrücken während des temporären Stillstands.
Begründung der Auswahl
Laura Stiefel zeigt in ihrem Werk Bildwirkerei ihre persönliche Perspektive auf das Jahr 2020 in 1000 Metern Wolle. Mittels der Punchneedling-Technik erstellte sie einen farbigen Wandteppich, der von beiden Seiten betrachtet werden kann. Die darauf abgebildeten Figuren und Ornamente orientieren sich einerseits an privaten Erlebnissen sowie andererseits an einer dem Andenraum zugehörigen Symbolik. Stiefel nimmt damit einen biografischen Faden auf, der sie als Schweiz-Peruanerin mit der südamerikanischen Webkultur verbindet. Die Buntheit und Eigenständigkeit der Abbildungen haben eine grosse Anziehungskraft auf die Betrachter:innen. Die in der Bildwirkerei enthaltene grosse handwerkliche Ausdauer ist der Arbeit anzumerken.
Nominiert ist Laura Stiefel ausserdem aufgrund ihrer überzeugenden Praktikumstätigkeit im Living Museum der Psychiatrie St. Gallen Nord in Wil. Die Atelierleiterin schreibt dazu: «Laura Stiefel ist eine aussergewöhnliche Künstlerin und Kunstvermittlerin. Sie lebt gestalterische Prozesse in allen Dimensionen und verwebt sie im alltäglichen Handeln, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Gleich dem Motto: Kunst ist das Leben. Oder das Leben ist Kunst und wir alle darin sind Gestaltende. Sie stiftet alle Menschen dazu an, in ähnliche gestalterische Prozesse zu treten, ohne dass daraus zwingend ein sichtbares künstlerisches Werk entstehen muss. Es können äquivalent dazu individuelle persönliche Transformationsprozesse, Gestaltung von Gesten und Interaktionen geformt werden. Sie lebt Inklusion kraft ihrer beeindruckenden Persönlichkeit, baut einzigartige fantasievolle Brücken zwischen Menschen.»
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2021 in der → BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
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Auszeichnung
von Kishana Herrle
Gewinnerin des Förderpreises 2021
Charlotte Schmid (17. Januar 1932 – 26. September 2018) war eine Schweizer Grafikerin, Designerin und Künstlerin. In MAY THE ANGELS wird ihre künstlerische Biografie performativ erforscht und interpretiert. Im Austausch mit Freund:innen und Familienangehörigen wurde ein Prozess in Gang gesetzt mit dem Ziel, unbekannte Malereien von Charlotte Schmid zu veröffentlichen. Die Auseinandersetzung mit dem Raum- und Beziehungsnetz rund um Charlotte Schmid und der damit verbundene künstlerische Prozess werden in der Video-Installation MAY THE ANGELS dokumentiert und erlebbar. Entstanden ist ein fiktiver Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart, welcher aus unterschiedlichen Perspektiven das Leben der Künstlerin beleuchtet. Das Publikum wird aufgefordert, die einzelnen Fragmente zu einem Gesamtbild zu fügen.
Begründung der Auswahl
In der Mehrkanal-Videoinstallation MAY THE ANGELS reist Kishana Herrle performativ in die Wirkungszeit ihres Idols Charlotte Schmid und führt mit ihr einen fiktiven Dialog. Beeindruckt von Schmids Interventionen im Stadtraum – aber auch im internationalen Kultursektor – geht Kishana Herrle der Frage nach, weshalb diese erfolgreiche und charismatische Persönlichkeit in Vergessenheit gerät. Mit bemerkenswertem Engagement werden biografische Elemente der Künstlerin performativ erfasst und in filmischen Interpretationen re-inszeniert. Aus Gesprächen mit Personen aus Schmids Familie, ihrem Bekannten- und Freundeskreis ist ein respektvolles Big Picture einer schillernden und emanzipierten Künstlerin entstanden. Es gelingt Kishana Herrle durch ihre beeindruckende Fähigkeit, Menschen unvoreingenommen und emphatisch zu begegnen, einen Würdigungs- und Reputationsprozess in Gang zu setzen, welcher weit über die Diplomarbeit hinauswächst. So haben Workshops zu Charlotte Schmid stattgefunden mit dem Ziel, deren zu Lebzeiten wenig beachtete Malereien auszustellen. Auch wird in Kishana Herrles Umfeld die Wiedereinführung Charlotte Schmids legendärer Maskenbälle diskutiert. Kishana Herrle führt mit ihrer Abschlussarbeit auf beindruckende Weise vor, wie Art Education funktionieren kann und welche überraschenden Nischen zu besetzen sind.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2021 in der → BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
von Yaiza Cabrera und Moritz Brill
Nominiert für den Förderpreis 2021
«miniattitüden» sind analoge und digitale Sticker. Sie sind Träger gesellschaftlich relevanter Themen und sollen einen aktuellen Dialog provozieren. Geleitet durch die Überzeugung, dass die Gesellschaft noch lange nicht am Ende der Diskussionen über Geschlechterrollen und sexuelle Identität angelangt ist, eröffnet «miniattitüden» ein Forum zum Austausch unterschiedlicher Perspektiven und gleichzeitig die Möglichkeit, eigene Sichtweisen zu erweitern. Spritzig, witzig und bitterernst bringen Sticker und Website die Anliegen der Autor:innen zum Ausdruck und verführen zum Gespräch über Fotzen und Kinderkriegen und Homosexualität. Die Website → www.miniattitueden.ch führt zu den Stickern. Mit einem Klick auf den Sticker werden Kommentare verschiedener Menschen zu dem jeweiligen Sticker-Thema hörbar.
Begründung der Auswahl
Empört und motiviert beschäftigen sich Yaiza Cabrera und Moritz Brill in ihrer Diplomarbeit mit sexueller Identität und starren Geschlechterrollen. Mit Betroffenheit und leidenschaftlichem Engagement fordern sie Familienangehörige, Freund:innen und Bekannte, Mitstudierende und Dozierende zu einem offenen Dialog. Entstanden sind eine Serie Triggersticker und die Website → www.miniattitueden.ch Die illustrierten, humorvoll provozierenden Sticker sind inspiriert vom Bilderkosmos der Stereotypen. Gefundenes Bildmaterial wird instrumentalisiert und uminterpretiert. Eine Reihe von Stickern stellt Fragen zu Triggerthemen wie etwa: «Ist Kinderkriegen ein Egoprojekt?» Die Arbeit wurde konsequent dialogisch entwickelt, was sich in den aufgezeichneten Gesprächen manifestiert. Im Rahmen von Unterhaltungen wurden Statements einzelner Personen aufgezeichnet und in der Postproduktion zu fiktiven Debatten zusammengeführt. Es ist Yaiza Cabrera und Moritz Brill eine wunderbar verdichtete (Vermittlungs-)Arbeit gelungen, die durch den lustvollen, niederschwelligen Zugang das Reflektieren komplexer Themen anregt. Es ist ein Zeitzeugnis entstanden, in welchem Intimitäten und Perspektiven direkt und emotional aufeinandertreffen.
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2021 in der → BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
von Laura Antonietta Stiefel
Nominiert für den Förderpreis 2021
Die Arbeit mit dem Titel Bildwirkerei steht als Collage für Erlebnisse im Jahr 2020. Entstanden ist ein subjektiver Blick auf die Welt in Zeiten der Pandemie, geduldig verarbeitet, Bild um Bild. Der grossformatige Wand-Teppich entstand ausgehend vom mehrphasigen digitalen Entwurf in einer aufwendigen, traditionellen Technik mit einer Stanznadel. Das Resultat ist gleichzeitig eine Sammlung, ein Bild, eine Landschaft, ein lauter und kontrastreicher Teppich und eine emotionale Chronologie von Eindrücken während des temporären Stillstands.
Begründung der Auswahl
Laura Stiefel zeigt in ihrem Werk Bildwirkerei ihre persönliche Perspektive auf das Jahr 2020 in 1000 Metern Wolle. Mittels der Punchneedling-Technik erstellte sie einen farbigen Wandteppich, der von beiden Seiten betrachtet werden kann. Die darauf abgebildeten Figuren und Ornamente orientieren sich einerseits an privaten Erlebnissen sowie andererseits an einer dem Andenraum zugehörigen Symbolik. Stiefel nimmt damit einen biografischen Faden auf, der sie als Schweiz-Peruanerin mit der südamerikanischen Webkultur verbindet. Die Buntheit und Eigenständigkeit der Abbildungen haben eine grosse Anziehungskraft auf die Betrachter:innen. Die in der Bildwirkerei enthaltene grosse handwerkliche Ausdauer ist der Arbeit anzumerken.
Nominiert ist Laura Stiefel ausserdem aufgrund ihrer überzeugenden Praktikumstätigkeit im Living Museum der Psychiatrie St. Gallen Nord in Wil. Die Atelierleiterin schreibt dazu: «Laura Stiefel ist eine aussergewöhnliche Künstlerin und Kunstvermittlerin. Sie lebt gestalterische Prozesse in allen Dimensionen und verwebt sie im alltäglichen Handeln, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Gleich dem Motto: Kunst ist das Leben. Oder das Leben ist Kunst und wir alle darin sind Gestaltende. Sie stiftet alle Menschen dazu an, in ähnliche gestalterische Prozesse zu treten, ohne dass daraus zwingend ein sichtbares künstlerisches Werk entstehen muss. Es können äquivalent dazu individuelle persönliche Transformationsprozesse, Gestaltung von Gesten und Interaktionen geformt werden. Sie lebt Inklusion kraft ihrer beeindruckenden Persönlichkeit, baut einzigartige fantasievolle Brücken zwischen Menschen.»
Ausstellungsort / Vorführungsdatum
Die Arbeit war im Januar 2020 in der BAE-Diplomausstellung des DKV zu sehen.
→ Video zur Arbeit
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